Der Wind ist im permanenten Wechsel. Mal pustet er kräftig und dann wieder geht ihm die Luft aus und er schwächelt dermaßen, dass an segeln nicht mehr zu denken ist. So wie heute.
Wir machen es, wie viele es in der Südsee tun. Wir laufen rechtzeitig aus und motoren in den nächsten Hafen. Insel-hopping. Genau das, was ich nie tun wollte. Und nun mache ich es doch.
Einerseits ist da der Drang, einen neuen und unbekannten Hafen anzulaufen, Unbekanntes entdecken zu wollen und neue Bilder in sich aufzunehmen. Andererseits ist da die Wehmut, nicht segeln zu können und es irgendwie nicht „richtig“ zu machen. Doch in diesem Jahr ist einfach alles anders und ein Stück weit habe ich das Gefühl, nehmen zu müssen, was ich kriegen kann.
Nicht selten verdränge ich dabei meine Sehnsucht. Das Offene und Weite werde ich, zumindest in diesem Jahr, nicht wirklich zu Gesicht bekommen und ich muss einfach versuchen zufrieden zu sein und mich mit dem zu arrangieren, was mir zur Verfügung steht. Ich gebe zu, das fällt mir nicht unbedingt leicht.
Ich motore aus dem Hafen. Tunlichst darauf bedacht genug Wasser unter meinem Kiel zu haben. So wie PD12 möchte ich nicht enden. Ihr haben es in den letzten Stunden noch zwei weitere Segler gleichgetan und sich an ähnlicher Stelle auf Grund gesetzt.
Erst nachdem das Flachwasser hinter mir ist, mache ich Ordnung an Deck. Befestige die Vorleinen am Bugkorb und verstaue die Achterleinen.
Hinter der Ansteuertonne versuche ich dann doch, ob es einen Sinn hat, sich vom Wind treiben zu lassen. Doch es ist vergebens. Das Boot steht und das Segel schlackert. Wo kein Wind ist, kann nun mal nicht gesegelt werden.
Der Weg ist kurz heute. Lediglich 5,1 Seemeilen, die großenteils durch betonntes Fahrwasser führen. Da hätte segeln ohnehin wenig Sinn gemacht.
Es ist interessant, wie unterschiedlich die Tonnen hier in Dänemark sind. Zu Beginn und am Ende des Fahrwassers befinden sich an Backbord und Steuerbord jeweils anders geformte Tonnen, wie dazwischen.
Das Fahrwasser ist schmal. Insbesondere dann, wenn die Fähre zwischen Ærøskøbing und Svendborg einem entgegenkommt. Ich halte mich dicht am roten Tonnenstrich, würde auch gern etwas außerhalb fahren, doch gerade an der Stelle, an der die Fähre an mir vorbei rauscht, sind seitlich nur noch zwei Meter Tiefe angezeigt. Mit Welle ist mir das zu flach, so dass ich im Fahrwasser bleibe und hinter der Fähre mit neunzig Grad in ihre Heckwelle steuere.
Die Holländer haben das in der Waddenzee schlauer gelöst und zu beiden Seiten ein weiteres, flacheres Fahrwasser für Sportboote angelegt, welches mit gelben Tonnen begrenzt wird.
Ich erreiche Drejø und staune über das klare Wasser in der Hafeneinfahrt. Schön sieht es aus. Der Grund scheint zum Greifen nah und mein Boot schwebt mehr, als dass es schwimmt.
Doch leider ist nicht alles Gold was glänzt, denn bei derart idealen Bedingungen und guter Sicht kommt auch zum Vorschein, was bei trüber See verborgen bleibt. Alte Reifen, einst als Fender an der Außenmole befestigt, liegen zu Hauf auf dem Grund vor der Nordmole.
Wir haben Glück. Trotz der wenigen Liegeplätze finden wir dicht beieinander zwei freie Boxen. So richtig voll wird es auch bis zum Abend nicht. Wie bereits gestern auf Skarø bleiben einige Plätze frei.
Die Stille ist greifbar. Es ist heiß und ich bin faul. Habe heute einfach keine Lust auf Inselrundgang und weite Wege. Ich beschränke meinen Radius auf wenige Meter um den Hafen und drehe nur eine kleine Runde, bevor ich meinen Mutterpflichten nachkomme.
Wir pumpen das SUP auf. Heute ist Spielenachmittag.
Am nahen Ufer haben die Insulaner ein Floß liegen. Über Taljen lässt es sich vom Ufer aus hin zur fest verankerten Boje und zurück ziehen.
Die Insel bietet jungen Besuchern allerlei Möglichkeiten, sich mit dem Wasser auseinander zusetzen. Mir bislang nur aus Reportagen bekannt gibt es einen „Wassergucker“ kostenlos auszuleihen.
Emma testet ihn und bestaunt so eine der von ihr so verhassten Feuerquallen aus sicherer Entfernung und doch aus nächster Nähe.
Der Nachmittag legt sich und der Abend hält Einzug. Ich drehe noch einmal meine Runde und habe auch heute das große Glück, die wunderschönen Farben am Himmel bestaunen zu können.
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