Der Weg wird wieder weit. Direkter Kurs 36 Meilen. Für größere Boote keine Entfernung, aber für Findus‘ 7,80m schon. Dem Hörensagen nach soll Anholt immer voll sein. Wir wollen früh los. Der Wecker klingelt um 2.00 Uhr nachts. Zwei Stunden Schlaf sind wenig, aber es hilft nichts. Es ist still und stockdunkel draußen. Der Hafen schläft. Nur die Reinigungsfirma belegt die Sanitäranlagen.
Der Hafen ist spärlich befeuert. Die Mole steinig. Es ist finster. Und still. Nur Findus‘ röhrt in der Dunkelheit.
Die Hafenausfahrt hinter uns gelassen schubsen die fast Meter hohen Wellen uns stark hin und her. Das war gar nicht angesagt. Es fühlt sich komisch an. Ausgeliefert. Man sieht nichts. Die Nacht ist noch schwarz. An Orientierung ist nicht zu denken. Der fast volle Mond lässt sich nur spärlich blicken. Graue Wolken ziehen an ihm vorbei. Sobald er auftaucht, ist es hell auf dem Wasser. Aber schon bald suche ich das nächste Tonnenpaar wieder mit Scheinwerfer. Gut, das die Tonnen reflektieren.
Vier Uhr morgens. Es ist mittlerweile erstaunlich hell. Man sieht deutlich die Trennung von Himmel und Wasser. Am Horizont erkennt man die ersten großen Schiffe. Ihre Beleuchtung strahlt weit. Noch ist es frisch hier draußen.
Nicht mehr lange und man erahnt den Sonnenaufgang hinter uns. Über Schwedens Küste färbt sich der Himmel in wunderschönen Rosa-, Orange- und Gelbtönen. Ein Traum. Um mich herum nur Wasser. So weit das Auge reicht nur endloses Wasser. Da ist es wieder. Dieses Stechen im Herzen. Dieses schöne und erfüllende Gefühl. Warum kann es nicht ewig so sein?
Diese verzauberte Parallelwelt. Sie gibt es nur hier draußen. Wo Gedanken, Fantasie und Wirklichkeit so dicht beieinander liegen. Am Horizont tauchen Schatten auf. Nährstoff für Seemannsgarn. Kleine Geschichten spielen sich im Kopf ab. Manchmal nur wenige Szenen. Aber es reicht um der Faszination zu erliegen.
Sie Wellen sind weniger geworden. Nach 15 Meilen sind sie ganz verschwunden. Das Kattegat liegt einmal mehr ruhig und schnurrend wie ein Kätzchen vor uns. Die Umgebung wirkt unwirklich. Die Farben vermischen sich. Himmel und Wasser sind eins. Diesem Moment schließe ich mein Herz ein.
Recht voraus erhebt sich langsam mitten im Nichts die Insel Anholt. Die Morgenstunden vergehen irgendwie viel schneller. Und Stunden des Glücks auf dem Wasser sowieso.
Beim queren der schiffahrtslinie haben wir Glück. Kein Frachter, keine Fähre kreuzen unseren Weg. Nur in der Ferne sind ihre Umrisse zu sehen. Ihre Route verläuft anders. Auch Segler sind keine unterwegs. Wer heute nach Anholt fährt kommt nicht aus dem Nordosten Schwedens.
Fünf Meilen vor der Hafeneinfahrt ändert sich das Gefühl. So gut wie angekommen liegt das schlimmste noch vor uns. Durchs Fernglas betrachtet sieht der Hafen wie angekündigt bereits voll aus. Es ist kurz nach acht. Nicht nur, dass gleich wieder alles vorbei ist. Es mischt sich die Angst dazu keinen Platz mehr zu finden. Findus ist klein. Die PD findet überall noch ’nen Platz heißt es in Kennerkreisen. Stimmt das wirklich? Ein beklemmendes Gefühl steigt auf. Ein weiterer Grund, warum Häfen mir unheimlich sind.
Bevor es in den Vorhafen geht queren wir Flachstellen von nur drei Metern Wassertiefe. Das Wasser ist hellgrün. Wunderschön. Hoffentlich bleiben die zwei Meter unterm Kiel beständig. Unten liegen vereinzelt Steine. Vom Bug aus sind sie deutlich zu sehen. Aus dem Cockpit heraus zum Glück nicht.
Wir sind angekommen. Findus ist auf Anholt. Es stimmt, die PD findet immer einen Platz
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