22. Juni 2021
Regenwetter

Ich will weiter und verlasse Høruphav früh am Morgen. Naja, nicht ganz so früh wie gedacht. Es ist grau und duster draußen und meine Lust hält sich tatsächlich in Grenzen. Noch regt sich auch so rein gar nichts hier im Hafen. Alle scheinen unter Deck.

Hafenausfahrt Høruphav

Das Wetter lädt auch eher dazu ein, noch in der Koje zu verweilen. Doch das möchte ich heute nicht. Ich möchte weiter und passiere die Hafenausfahrt um kurz nach acht Uhr.

Doch kaum sind die Leinen los, fallen auch schon die ersten dicken Tropfen. Sie werden mich heute begleiten. Den gesamten Weg, bis in den nächsten Hafen.

Schmuddelwetter

Kurz vor Sønderborg überlege ich kurz, ob ich wirklich bei dem Wetter durch den Als möchte. Doch Sønderborg ist nicht wirklich eine Alternative und ich nehme Kurs Richtung Brücke.

Kong Christian X‘s Bro

Durch die Kong Christian X bro geht es in den Alssund. Und unter der Alssundbroen dann weiter Richtung Norden. Wind und Welle stehen genau von vorn und ich muss ordentlich gegen an. Regen, Welle und kalter Wind. Wie Sommerurlaub fühlt sich das nicht da. Und auf Segeln habe ich heute auch so gar keine Lust.

Alssundbroen

Wirklich Spaß macht es gerade einfach nicht. Aber ich habe den dringenden Wunsch etwas anderes zu sehen und nehme das Schmuddelwetter dafür stoisch in Kauf.

Neue Betonnung

Durch die Stegsvig geht’s in die Dyvig. Seit diesem Jahr gibt es hier eine neue Betonnung. Feste Markierungen haben die knalligen und kegelrunden Bojen abgelöst. Mir fehlt so ein bisschen das Einfache. Doch heute wären auch die leuchtenden Farben ohnehin nicht zur Geltung gekommen.

Nichts als Regen

In der kleinen Einfahrt zur Mjelsvig blieben sie als Fahrwasser allerdings erhalten. Zwar nicht mehr ganz so leuchtend schön und meist mit ordentlich Möwenexkrementen behaftet, weisen sie hier noch immer den Weg durch das flache Wasser bis zum Hafen.

Steuerbord Boje
Backbord Boje

Mjels ist klein. Hier gibt es nichts. Aber genau deshalb mag ich es hier. Es hat etwas Uriges und Einfaches. Und vorallem hat es Natur. Einsamkeit.

Mjels Sø

Ich schlendere durch die Gegend und erfreue mich an den kleinen Dingen. Regentropfen auf Blumen und Blättern haben es mir heute angetan. Der Regen ist erst seit ein paar Minuten vorbei und noch ist alles in dieser feuchtnassen Stille gefangen.

Doch nicht nur Natürlichkeit finde ich. Auch nicht weggeräumte menschliche Überreste, die längst von der Pflanzenwelt überlagert wurden und hier wohl auch nie wieder geborgen werden. Ein alter Bootstrailer liegt verwittert im Gras und ein weiterer steht parat dieses Schicksal zu teilen. Das sind die Schattenseiten, die abgelegene Orte mit sich bringen. Doch letztlich ist auch dies nur ein stummer Teil des Zusammenlebens auf unserem Planeten.

Alter Trailer
Natur erobert
Kleiner Trailer

Der nächster Tag beginnt windig. Ich mag nicht ablegen. Mache mir Gedanken. Auch wegen der Verantwortung die ich trage. Nein. Wenn der Skipper zweifelt, dann bringt es nichts auf biegen und brechen auszulaufen. Es ist Urlaub. Kein Wettkampf. Ich bleibe.

Fahrwasser Bojen

Am Abend laufen nacheinander vier alte Folkeboote ein. Folkebootfahrer sind ein besonderer Schlag Segler. Nur mit Vorsegel kommt der erste in den Hafen gesegelt. Verfehlt kurz den Dalben und nimmt einfach den nächsten. Es sieht so easy und gekonnt aus. Ich beneide diese ruhige und gelassene Art.

Später erfahre ich von einer der Crews, dass sie Flotille segeln. Der Eigner der Boote und zuerst eingelaufene ist Nicolas Thon. Vercharter aus Arnis an der Schlei. Er plant und organisiert die Törns und von außen macht das Unterfangen einen äußerst angenehmen und harmonischen Eindruck.

Bei entspannten Gesprächen, Bier und live Musik von einem der ansässigen Boote genießen wir gemeinsam den lauen Sommerabend.

Mjels

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