16. August 2024
Bøgestrom

Kurz stand die Überlegung im Raum, außenrum an Mønsklint vorbei und nach Klintholm zu segeln. Doch da ich nun in Rødvig bereits das Glück hatte, Kreidefelsen zu sehen und praktisch direkt unter ihnen am Wasser entlang spazieren gehen könnte, habe ich diese Idee für mich wieder verworfen. Die Klippen auf Møn kenne ich bereits von landseite aus und den Anblick vom Wasser aus spare ich mir einfach für irgendwann einmal auf.

Bisher hatte ich unheimlich viel Glück. Vielleicht nicht immer den passenden Wind, doch all das, was ich in den letzten Tagen gesehen und erlebt habe ist einfach gigantisch schön gewesen. Der Sonnenaufgang auf dem Storebælt, die Ankunft in Schweden, die Felsen vom Kullaberg. Der Øresund und die Klippen bei Rødvig. Nein, ich möchte nichts erzwingen, denn was ungeplant und unbeabsichtigt zu mir kommt, das wiegt in seiner Echtheit und Ehrlichkeit so viel mehr und hat eine weitaus tiefere Bedeutung wie alles andere.

Ich möchte heute stattdessen eine weitere, wenn auch kleine Herausforderung für mich bezwingen und wage mich, den Weg durch den Bøgestrøm zu nehmen.

Laut Seekarte ist es kein Problem hier durch zu fahren und ich kenne Leute, deren Schiffe mehr Tiefgang haben wie mein kleiner Findus, und die hier schon öfters durch sind. Dennoch, so wirklich geheuer ist mir das nicht. Meine dänischen Segelfreunde, deren Heimatrevier hier liegt, meinten noch heute Morgen zu mir, es sei völlig normal, wenn der Tiefenmesser auch mal 0,5m anzeigt. „Das liegt am Seegras“, meinte Jakob.

Dazu muss ich allerdings sagen, dass mein Echolot so eingestellt ist, dass er mir die tatsächliche Tiefe unterm Kiel anzeigt und nicht die Wassertiefe. So muss ich zwar rechnen, ob die Tiefenangabe mit der der Seekarte übereinstimmt, doch ich weiß sofort, wie viel Wasser ich wirklich noch unterm Kiel habe. Und so wenig Wasser unterm Kiel wie heute, bin ich einfach nicht gewöhnt. Da habe ich doch Respekt.

Sehr viel Seegras gibt es hier. Unterm Wasser und auf dem Wasser. Das Seegras ist auch der Grund, warum Tiefenmesser mit Wassertiefenangabe teilweise weniger Tiefe anzeigen, wie das Boot ansich an Tiefgang überhaupt hat.

Das Wetter macht heute Pause. Es ist grau und düster. Wolkenverhangen kommt heute nicht auch nur ein winziges Stück Blau durch. Dennoch habe ich auch hier heute Glück, denn der angesagte Regen kommt weitaus weniger von oben wie eigentlich angesagt ist.

Hier in der Stege Bugt geht es von Fahrwasser zu Fahrwasser. Von Tonne zu Tonne und hin und wieder auch querfeldein. Das ist schon ein seltsames Gebiet hier. Wasser gibt es zwar überall, doch ob es tief genug ist, das ist immer so eine Frage.

Ich fahre mal wieder unter Motor und versuche hin und wieder mit dem Vorsegel etwas an Geschwindigkeit rauszuholen. Hier richtig zu Segeln, davor habe ich zu viel Schiss. Jakob meint zwar, dass sei alles überhaupt kein Problem, doch er ist hier aufgewachsen, kennt jede Insel und jedes Flach und stand denn noch doch auch schon mit seiner PD auf Grund.

Der Wind kommt jetzt genau von vorn und die ersten Brücken liegen vor mir. Zuerst passiere ich die Dronning Alexandrines Bro zu deren Nordseite Kalvehave liegt. Eigentlich wollte ich dort in den Hafen, doch die Aussicht Jakob und Britta wieder treffen zu können, lässt mich meine Pläne ändern, weshalb ich den Hafen am Steuerbord liegen lasse.

Im Ulvsund beginnt es kurzzeitig jetzt doch so richtig zu regnen, während der Wind weiterhin direkt von vorn mit böigen Winden weht. Es mag komisch klingen, aber irgendwie mag ich das. Der prasselnde Regen im Wasser, an Deck und mitten im Gesicht. Es weckt nochmal ganz andere Lebensgeister und gibt mir ein gutes Gefühl.

Es folgt die Farøbro. Und damit ist jetzt endlich Endspurt. Ich muss gestehen, ich habe keine Lust mehr. Dieses permanente Aufpassen. Die Fischerfähnchen, die Tonnen, die Brücken. Die geringe Tiefe, die Strömung, die heute mal wieder gegen mich ist und dieses ewige motoren. Ich möchte jetzt nur noch in den Hafen und endlich Ruhe.

Eine zweieinhalb Meilen lange weitere betonnte Strecke noch und dann habe ich es endlich geschafft.

Endlich bin ich in Vordingborg und es dauert nicht lang, da kommen Britta und Jakob und gemeinsam tauschen wir Segelerfahrungen, Wissenswertes über diverse Häfen und die üblichen Lobeshynmen über unsere PDs aus. So nervig der Weg auch hier her war, so sehr habe ich mich doch darüber gefreut, die beiden hier treffen zu können.

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