Am Steg herrscht geschäftiges Treiben. Einige Boote sind bereits ohne Mast. Segel liegen vor den Booten an Land und Persenninge werden über der Stromsäule getrocknet. Die Saison ist für die meisten Segler vorbei. Auch draußen auf der Förde sind kaum noch Boote unterwegs.
Ein Segler ohne Mast kommt mir entgegen. Es ist ein älterer Herr. Er grüßt mich in typischer Seemannsmarnier, wobei er die Hand halb an die Stirn hebt und salutiert. Danach schaut er mir noch lange Zeit nach, während ich langsam segelnd die Oktobersonnenstrahlen genieße. Ich bin froh, dass mein Boot auch diesen Winter im Wasser bleiben wird.
Es wird immer wieder den einen oder anderen schönen Tag geben. So wie heute. Ich möchte es nicht missen. Das himmlische Blau, welches sich im Wasser spiegelt. Das Plätschern der See, während Findus durch das kalte Nass gleitet. Es ist so viel wert. Auch bei Kälte befreit ein kurzer Schlag die Gedanken und setzt Resourcen frei. Ich bin froh, hier sein zu können und die Stille zu genießen.
Im Herbst muss man auf der Innenförde aufpassen. Hier und da stehen Fischerfähnchen und man weiß nie, wie die Fischer ihre Netze gestellt haben. Die Fähnchen sind oft so klein und ausgeblichen, dass man sie nur schwer ausmachen kann.
Kreuzen wie im Sommer, wo man nur auf weitere Segler acht geben muss, ist im Herbst undenkbar. Immer wieder entdecke ich neue Fähnchen und muss meinen Kurs entsprechend ändern.
Einmal habe ich einen Fischer gefragt, ob man bedenkenlos über die Netze hindrüber segeln kann. Er meinte, man könne es, da die Netze tief genug liegen, ohne dass es Segler gefährlich werden könnte. Allerdings habe ich da bereits andere Erfahrungen gemacht. Vor etwa einem Jahr haben wir uns in einem Fischernetz verfangen. Glücklicherweise war nur wenig Wind und wir kamen schnell wieder frei. Einhand möchte ich sowas allerdings nicht erleben. Ich wende lieber rechtzeitig. Schließlich ist die Förde groß genug und es gibt ausreichend Platz zum Segeln.
Der Wind, der mich umgibt ist heute zu schwach, um die Segel im Profil zu halten. Sie schlackern kraftlos hin und her. Wenn ich Glück habe, komme ich mit einem Knoten vorwärts. Oftmals ist es sogar weniger. Es stört mich heute jedoch nicht. Denn es ist einfach schön draußen zu sein. Den zarten Wind zu spüren und die Sonne, die mich wärmt.
0 Kommentare