29. August 2024
Flaute

Das Schöne am Spätsommer ist die Zeit der Sonnenaufgänge und der Sonnenuntergänge. Abends sind sie jetzt frühzeitig und zwingen mich nicht, bis spät wach zu bleiben, um das Farbenspektakel am Himmel zu sehen und am Morgen ist es nun die Zeit, die meine innere biologische Uhr ohnehin zum wach werden für mich vorgesehen hat.

Wie herrlich ist das bitte, wach zu werden, einen Blick nach draußen zu werfen und derart belohnt zu werden. Wofür eigentlich? Vielleicht für die Dankbarkeit das hier alles in dieser Form erleben zu dürfen.

Ich gehe meine kleine Runde durch den Hafen, mache hier und da kurz Halt, um den Moment festzuhalten und genieße die Stille. Bald wird es vorbei sein. Der Gedanke macht mich etwas traurig, doch ich schiebe ihn schnell beiseite. Ich will nicht an die kommenden Tage, Wochen und Monate denken. Noch nicht. Ich bin hier und hier und jetzt ist alles, was in diesem Augenblick zählt.

Ein kurzes Frühstück und ein schneller Aufbruch, bevor der Rest des Hafens erwacht, sichert mir den Blick, auf die spiegelglatte See. Nur ein paar Ankerlieger scheinen lautlos in der Bucht zu schweben und ein zeitloser Segler treibt unter Segeln von Dyvig Bro in Richtung Mjels. Ich liebe diese Art von Flaute. Die spiegelglatte Oberfläche des Wassers scheint so fest und stabil. Fast wie ein Weg, auf dem man stehen und gehen kann.

Das Licht und die Farben und das gespiegelte Bild vom Himmel und der Landschaft in der Stille der See, wirkt wie verzaubernd auf mich. Der Tag ist noch jung und auch ich fühle mich wie neu geboren. Unbeschrieben und rein, ohne konditionierte Werte und frei von femdbestimmten Erwartungen. Sein. Nur pures Sein.

Die Engstelle hinaus durch die Betonnung ist schnell passiert und die Segel ebenfalls gesetzt. Doch Wind gibt es hier in der geschützten Bucht der Dyvig noch keinen.

Trotz des ratternden Motors genieße ich, was mich umgibt. Weite, blaue See und die Illusion des fernen Horizonts. Das mich hier überall ein Flecken Land umgibt, das blende ich einfach aus und fokussiere mich nur auf das, was meine Augen wahrnehmen.

Mein Sohn chillt derweil in der Sonne und auch wenn er gern etwas Action auf See hätte, so kann auch er das, was uns umgibt, in Stille genießen.

Wir schweigen und wir reden. Machen Bilder und hören Musik. Wir segeln und motoren. Wir kreuzen und schummeln uns gegen die Strömung auf Kurs. Die Sonne brennt dabei auf uns herab und ein bisschen sind wir froh, wie wir nach knapp dreißig Meilen den Hafen von Faaborg erreichen. Ein wenig Sightseeing und Essen gehen und anschließend den Hafen erkunden, während der Abend sich erneut mit etwas Farbe ankündigt. Den frühen Abend lassen wir mit Würfel- und Kartenspielen ausklingen. Zu zweit verläuft der Alltag an Bord eben doch anders, wie allein.

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