Dabei hatte alles so gut angefangen. Nach einigem persönlichen Hin und Her habe ich mich doch dazu entschieden, diesen traumhaft sonnigen Tag zu nutzen und zu segeln. Die gute Brise Wind draußen hat mich direkt von Anfang an dazu veranlasst mein Großsegel ins erste Reff zu binden und so entspannt die Förde hoch zu kreuzen.
Viel ist nicht los. Zum Teil sicher deshalb, weil immer noch nicht alle Boote im Wasser sind, zum anderen lag es sicherlich auch am vielen Wind. Findus fand es herrlich. Mit über sechs Knoten rast mein Schiff dahin und meine leicht geknickte Laune bessert sich stetig.
Ich mache es selten, zum einen weil ich selbst die Stille genießen möchte, aber auch um andere nicht zu belästigen, doch heute ist mir nach lauter Musik und ich drehe mein Radio voll auf. Achtzigerjahre-Pop dröhnt aus den Lautsprechern, während mein Boot und ich zufrieden übers Wasser fliegen. Es ist wie im Rausch.
Ich entscheide spontan die Nacht über weg zu bleiben und und bespreche mich kurz mit Lille Bjørn, um einen gemeinsamen Hafen auszumachen. Kurz darauf steuere ich den Hafen von Marina Minde an. Hier ist alles vertraut. Was soll hier schon schief gehen? Das obligatorische Foto der Hafeneinfahrt und dann gehts zum vereinbarten Liegeplatz.
Die Leinen sind vorbereitet, die Box ausgemacht und dann nimmt die Katastrophe ihren Lauf. Ich bin zu langsam und der Wind drückt mich das erste mal mit Backbord gegen einen Dalben. Ich bekomme das gar nicht wirklich mit, doch später sehe ich, wie meine Scheuerleiste herabhängt. Meine Leisten mögen es nicht, irgendwo gegen zu kommen und lösen dich dann direkt von der Stelle, wo Rumpf und Deck sich verbinden.
Ich steuere mit der Nase in eine Box und mache fälschlicher Weise in Lee, statt in Luv zuerst fest. Findus treibt rückwärts aus der Box, ich bin zu langsam und mit meinen Gedanken ganz woanders und realisiere nicht, dass mein zweiter Versuch mich in der Box in Lee ereilt. Die Leine liegt derweil, noch immer am Dalben befestigt, diesmal aber unterm Schiff und in Luv. Alles geht zu schnell und ich bin nicht mehr Herr meiner Lage und verkalkuliere mich total. Ich schaffe es die lose Leine loszuwerfen, auf Steuerbord die andere Leine fest zu machen und habe ein völliges Wirrwarr im Cockpit.
Das Boot will erneut zurücktreiben. Ein kräftiger Schub nach vorn und die vergessene Leine verwickelt sich im Propeller. Die Maschine stoppt augenblicklich und wie durch ein Wunder bekommt Jannik von Lille Bjørn, der bereits am Steg steht, Findus‘ Bug zu fassen und kann das Boot schon mal vorne festmachen.
Der Abend ist gelaufen. Die verhängnisvolle Leine sitzt fest und weder Welle, noch Leine bewegen sich auch nur einen Millimeter. Was hab ich da bloß für eine Scheiße verzapft? Ich ärgere mich und mache mir Vorwürfe. Das darf einfach nicht passieren.
Am kommenden Tag ziehe ich mein Boot aus der Box und warte quer an den Dalben stehend auf Lille Bjørn. Findus‘ kleiner Bruder schleppt uns aus dem Hafen und draußen geht es dann nur mit Vorsegel zurück Richtung Flensburg. Ich mache mir etwas Sorgen. Ohne Motor anlegen zu müssen macht mir etwas Angst. Auf der Förde weht der Wind mit 20-25 Knoten aus NO und das ist im Hafen genau die Richtung, in die ich muss um meine Reihe und Findus‘ Box zu erreichen.
Etwas unsicher bitte ich Stegnachbarn per Telefon um Hilfe. Ist der Brückenkopf frei? Und wenn ja, kann jemand dort stehen und mir zur Sicherheit zur Hand gehen? Im Hafen verkleinere ich dann das Vorsegel und Segel bis zu meiner Reihe. Ich fahre einen Aufschießer und Findus gleitet an den Brückenkopf. Andreas packt meinen Bugkorb, bevor der Wind mich wegdrücken kann und mein Boot ist erstmal fest. Per Hand verholen wir es anschließend in die Box. Meine Knie schlottern etwas, doch ich habe es geschafft.
Jetzt nehme ich den Propeller mit Hilfe einer Unterwasserkamera noch mal unter die Lupe, versuche alle gut gemeinten Ratschlägen zu befolgen und muss dann doch akzeptieren, dass da nichts zu machen ist. Die Leine bleibt fest und die Welle rührt sich nicht.
Drei Stunden später klingelt mein Handy. „Da sind Taucher im Hafen, soll ich die mal fragen und ggf. rüberschicken?“, fragt Peter. Aber natürlich doch. Keine fünf Minuten später springt der Taucher neben meinem Boot ins Wasser und befreit mein Schiff von meiner Unachtsamkeit. Glück im Unglück. Die Leine began bereits zu schmelzen und ist hinüber, doch sonst ist nichts weiter passiert.
Liebe Marion, ich litt beim Lesen mit dir!
Wann gibt’s ein Buch ein Buch von dir?
Liebe Grüße von Roger
Ich arbeite dran… 😉
Shit happens…
Du hast es sehr gut gehandelt und es ist niemand und nichts zu Schaden gekommen, Du hattest helfende Hände und es ist alles gut ausgegangen.
Weiter maximalen Spaß und immer Handbreit! 💨⛵️⚓️☀️😎