1. April 2025
Saisonauftakt

Mein Hübscher. Zart bedeckt mit einer leicht frostigen Schicht liegst du geduldig in deiner Box. Noch ist es kalt und die See spiegelt dich im glatten Wasser. Es ist still im Hafen, denn noch sind die meisten Liegeplätze unbelegt und die abgestellten Boote verwaist.

Manchmal beneide ich dich um deine stoische Geduld. Wartest du doch immer beharrlich und bist einfach da. Nie bist du fordernd und erwartest auch nichts. Du akzeptierst und nimmst an.

Heute ist Saisonbeginn. Doch nicht nur das. Für mich ist heute auch ein besonderer Tag, denn heute vor neun Jahren kam der Stein des segeln wollens und somit auch meiner persönlichen Selbstfindung ins rollen. Der Gedanke daran, aufs Wasser zu gehören, mich dort wohlzufühlen und wirklich zu sein, war lange Jahre durch verschiedene Vorkommnisse in meinem Leben auf Eis gelegt und erst an jenem Tag wieder voll in mein Bewusstsein getreten.

Meine Liebe und Dankbarkeit dafür wird auf ewig zu meiner Geschichte gehören. Ohne diese eine Begegnung, die wie ein legitimierentes Ja daherkam, wäre ich heute nicht da, wo ich jetzt bin und Findus und ich hätten wohlmöglich nie zu einander gefunden.

Noch ist die Förde mein. Wenn auch wie gerade jetzt mit Flaute und spiegelglattem Wasser. Noch stehen die meisten Boote eingehüllt und festgezurrt unter Planen an Land und warten auf ihre letzten Schönheitsreparaturen und Verjüngungskuren. Dir Krantermine für die hiesigen Vereine noch lassen auf sich warten und nur vereinzelt kommen die ersten Boote aus den Winterlagern wieder in Sicht.

Ich genieße sehnsuchtsvoll den freien Blick nach Nordosten. Da vorne geht’s raus. Raus in die offene Ostsee. Die wahre seglerische Freiheit. Zumindest für mich. Meine Ziele sind bescheiden und der Sprung über den großen Teich ist nicht das, was meine Wünsche ausmscht. Die endlose Weite der Ostsee oder auch des Kattegats liegen mir näher wie der Atlantik.

Doch heute geht es nur zur Boje vor den Ochseninseln. Diese kleine gelbe Tonne liegt in diesem Jahr früher aus wie sonst. In den vergangenen Jahren musste ich immer erst im dänischen Verein nachfragen, bevor sie Ein paar Tage später an Ort und Stelle ausgebracht wurde.

Sie erleichtert mir das Ankern. So muss ich nicht den schweren Anker aus der Backskiste aufs Vorschiff schleppen, ihn festschäkeln und dann über Bord werfen. Auch habe ich keinerlei Dreck an Bord, wenn ich ihn wieder lichte und Seegras, Lehm und Sand an ihm haftet. Nur der Ankerball muss hier ebenfalls gesetzt werden, was nicht wirklich Mühe macht.

Ein bisschen ist dieser Tag wie Geburtstag. Es ist wie in den Geschichten von Findus und Petterson, wo der kleine Kater auch drei mal im Jahr Geburtstag hat. So halte ich es auch mit meiner Liebe zum Segeln und zu meinem Boot. Mein Findus hat einfach auch drei Mal im Jahr Geburtstag und einer davon ist heute.

Warm ist es geworden. Die Sonne hat bereits unheimlich viel Kraft und das frostige Deck vom Morgen ist längst verschwunden und das jetzt angenehm warme Teak lässt den baldigen Sommer bereits erahnen. Kurze Hose und T-shirt sind angesagt und bei Kaffee und Kuchen celebriere ich den heutigen Tag. Erst für mich allein. Später kommt das jüngere Schwesterschiff von Findus dazu. Lille Bjørn ist nur elf Baunumnern entfernt und zeigt mir immer wieder, wue wunderschön auch mein Boot von außen anzusehen ist.

Ich habe Glück, denn zum Abend hin kommt doch noch etwas Wind, sodass Findus als auch ich in unserem Element über die Förde segeln können.

Was gibt es einfach schöneres, als in der warmen Abendsonne mit ihrem strahlenden Licht auf dem eigenen Boot auf dem Wasser zu sein? Einmal mehr bin ich erfüllt mit Liebe und Dankbarkeit. Und auch auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole, so ist es doch schlicht und ergreifend nur genau das, was ich tief in mir empfinde.

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