Es ist wieder Wochenende. Und nocheinmal wird es heiß. Wieder knapp unterhalb der dreißig Grad Marke. Mit viel Sonne, blauem Himmel und kaum Wind.
Zur Zeit gefällt mir Flaute einfach besser wie brausende See und spritzende Gischt. Liegt wohl an meiner melancholischen Vorliebe zurzeit. Bei wenig Wind und spiegelglatter See lässt es sich herrlich sinnieren und über alles mögliche nachdenken. Das Leben. Die Natur. Der Mensch. Emotionen und wie wir damit umgehen. Überhaupt auch all das Verhalten und Geschehen in der Gesellschaft um mich herum.
Ich komme immer wieder zu dem selben Schluss. Nur hier draußen fühlt es sich richtig an. Wahrscheinlich habe ich meinen Platz an Land noch nicht wirklich gefunden. Ich weiß nicht ein mal, ob es dieses Platz überhaupt gibt.
Momentan ist mein Platz hier. Getragen von meinem Schiff, inmitten einer Schönheit, die mit nichts vergleichbar ist. Einzigartig und mit soviel Kraft und Ausdauer. Täglich wiederkehrend und doch immer wieder faszinierend.
Im Hafen angekommen genieße ich die letzten schönen Bilder des heutigen Tages und genieße die Stille, die mich umgibt.
Auch am nächsten Morgen weht kein Lüftchen. Noch bedeckt der Morgentau mein Schiff. Alles ist frisch und feucht. Aber auch bereits unerträglich heiß. Ich will so gern richtig weg. Weit weg.
Mich überkommt eine tiefe Traurigkeit. Urplötzlich denke ich an Häfen zurück, in denen ich im letzten Jahr sein durfte. Wie schön es war, neues Land und somit für mich unbekanntes Terrain, zu betreten. Ich spüre die Faszination und das Glück vergangener Tage. Erinnere mich an den inneren Erfolg es geschafft zu haben. Doch jetzt ist da dieses Gefühle von Leere.
Ich bin hier. Nicht dort wo mein Herz gern wäre. Bin ich deshalb undankbar? Immerhin habe ich das Glück bei sommerlichen Temperaturen auf dem Wasser unterwegs sein zu können. Ich kann die Innen- und Außenförde besegeln, habe hier Häfen vor der Haustür, die mir an den Wochenenden ein wenig Schönheit und Natur versprechen. Erholung, Entspannung und Abwechslung vom Alltagsgeschehen. Die vielversprechende und so wohltuende Einsamkeit. Ich bin nicht gefangen in der Stadt, oder der Wohnung. Ich kann jederzeit weg und für ein paar Stunden einfach alles vergessen und nur mit mir selbst sein.
Und doch fühle ich mich gefangen. Verspüre diesen intensiven und dringenden Drang weg zu wollen. Wie eine zappelnde Marionette, die zurück gehalten wird. Kann man vermissen, was man nie hatte? Kann einem fehlen, was man nicht kennt? Ist das die Grundlage von Sehnsucht?
Sehnsucht kann man nicht erklären. Man kann sie einfach nicht wirklich beschreiben. Sie nicht in Worte fassen. Sie sitzt zu tief in einem drin und gehört nur dem der sie spürt. Sie ist derart gekoppelt an persönliche Wünsche, Träume und Gefühle, dass sie das eigene Herz kaum verlassen kann. Sie kann wunderschön sein. Aber Sehnsucht tut auch weh.
So bin ich allein mit meinen Gefühlen und Gedanken. Gleite langsam auf meinem Schiff durchs Wasser und träume von Erlebtem und Bevorstehendem. Bin dankbar für das Hier und Jetzt und lebe einfach.
Ich suche Orte und Plätze an Land, die mich einen Teil meiner Sehnsucht vergessen lassen. Die mit ihrer kargen Schönheit und damit oft verbundenen Stille meine innere Ruhe bereichern.
Es sind steinige Strände, die mich an Land immer wieder in ihren Bann ziehen. Wenn es schon nicht Schwedens steinige Felsküste sein kann, dann immerhin das Knirschen der Steine unter meinen Schuhen an hiesigen Stränden. Ich liebe dieses Geräusch. Mag dieses Gefühl über nachgebende Steine zu gehen. Selbst der Geruch trockener, aneinander reibender Steine gefällt mir.
Im Hafen ist es zu dieser Zeit laut und belebt und die Menschen sitzen an Land zusammen. Trinken, grillen, tauschen sich laut lachend aus. Dicht an dicht gedrängt. Während dieser Zeit bin ich froh außerhalb der Marina keinen anzutreffen. Denn nur so kann ein Ort wie dieser seinen wahren Zauber entfalten.
Toller Text – tolle Bilder