Die Wintersaison 2021/2022 ist da. Es wird meine sechste Wintersaison sein. In der ersten habe ich ausschließlich gebastelt. Damals, 2016, hatte ich vom Segeln und allem drum herum noch keine Ahnung. Ich wollte nicht auffallen und habe, wie alle anderen auch, die Segel bereits Mitte Oktober abgeschlagen. Sogar den Baum habe ich damals unter Deck verstaut. Doch das ist lange her und heute bin ich froh, so vieles dazu gelernt zu haben. So auch, dass mein Boot in der Wintersaison nicht an den Hafen gefesselt in seiner Box liegen muss.
Es ist Anfang November. Die Sonne meint es gut und verwöhnt mich mit einer angenehmen Wärme. Kurz überlege ich tatsächlich mir eine kurze Hose anzuziehen. Das Körpergefühl von Freiheit, von Sommer noch ein Mal zu spüren. Doch diesen Gedanken verwerfe ich schnell wieder, denn es wird nicht lange dauern und die gelbe Kugel am Himmel wird wieder verschwunden sein. Viel zu schnell geht sie während der kalten Jahreszeit hinterm Wald unter.
Es ist, wie immer mitten im Herbst, traumhaft still auf dem Wasser. Nur beim Rausfahren kamen mir zwei fette Schlitten vom Skipper Team unter Motor entgegen. Doch danach war die Förde wieder leer und eine herrliche Ruhe umgibt mich jetzt.
Ich habe Glück, denn heute hatte ich früh genug Feierabend und kann so diesen freundlich sonnigen Herbsttag gut nutzen. Ich bin trotz der vorherrschenden Flaute unterwegs. Vielleicht auch gerade deshalb, denn ich liebe es, wenn im Herbst und Winter die Sonne schon frühzeitig sehr niedrig am Himmel steht und das Licht in einem diesigen Schimmer taucht.
Ich sitze an Deck meines kleines Schiffes. Den Rücken an den Mast gelehnt und schaue zur Sonne. Sie wärmt noch immer mein Gesicht. Ich schließe für kurze Zeit die Augen und gebe mich meinen Träumen hin. Im der Wintersaison kann ich es mir leisten zu träumen. Keiner ist unterwegs. Jetzt gerade gehört die Förde nur mir.
Ich höre das zarte Plätschern des Wassers, wenn es gegen den Rumpf schwappt und staune innerlich noch immer darüber, wie so wenig Wind mein Schiff und mich vorwärts trägt.
Mit teilweise unter zwei Knotenfahrt segle ich nun Flensburg wieder entgegen. Es liegt Steuerbord voraus, doch es ist kaum zu erkennen. Wie ein Schleier liegt dieses goldene Licht nebelhaft vor mir. Ich liebe diesen Licht.
Es ist einfach traumhaft schön. So ruhig. So still. So friedlich. Kein Streit, kein Stress. Einfach nur Einklang und Frieden.
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