11. September 2022
Dyvig

So ein Wochenende ist definitiv zu kurz. Die Tage und Nächte, die Stunden des Durchatmens rennen viel zu schnell, denn kaum bin ich los, muss auch schon zurück. Schade eigentlich, denn so wie es aktuell gerade läuft, könnte es jetzt ewig weitergehen.

Schön war es in Dyvig. Entspannt und ruhig und so, wie ich es mir immer ersehnt habe. Ich konnte Kraft und Energie bunkern und das, wo meine Tanks ohnehin bereits derart gefüllt und angereichert sind. Doch überschüssige Energie gibt es nicht, denn alles was da ist, ist einfach das pure Leben und von dem kann man gar nicht genug bekommen.

Durch das enge Fahrwasser geht es zurück. Vorbei an der langen Sandbank, Heimat unzähliger Vögel, und der Landzunge, auf der Rinder in aller Gelassenheit und Abgeschiedenheit jeglicher Spaziergänger grasen und ruhen.

Noch bevor ich aus der Dyvig raus bin, setze ich die Segel. Das Wetter ist einfach traumhaft und es ist Wahnsinn, um diese Jahreszeit einen derart perfekten Törn segeln zu können. Vor zwei Tagen noch hätte ich nie geglaubt, dass es so schön werden könnte. Es ist herrlich warm und noch bevor ich auf den Fjord raus steuere, tausche ich meine Jeans gegen einen luftigen Rock und verbanne vorerst auch den Pulli unter Deck.

Der Wind ist heute weniger und gemächlich segelt Findus dahin, während ich den Autopiloten den Kurs halten lasse und mich selbst gemütlich mit den Armen auf die Reling stürze, um das Wasser und das Land an mir vorbei ziehen lasse. Es gibt nichts zu sagen. Keine Gedanken, keine Ideen, keine Selbstgespräche. Nur eine angenehme Stille, die mich inne halten und genießen lässt.

Trotz der angenehmen Wärme des heutigen Tages lauert der Herbst unverkennar und unaufhaltsam in den Startlöchern. Die Ufer des Alssund sind vielfach gesäumt mit Böschung und kleinen bewaldeten Abschnitten, deren Bäume langsam beginnen ihr sommerlich grünes Kleid in ein buntes Herbstgewand zu tauschen.

Der Wind läst nach und kommt nun direkt von achtern. Findus schwappt sachte und langsam mit um die zwei Knoten gen Süden und man könnte meinen, mein Schiff möchte mir so noch ein wenig Zeit für mich selbst verschaffen. Ich nehme dieses Geschenk dankbar an, obgleich ich es ein wenig anstrengend finde, den lauen Wind von hinten mit dem geöffneten Großsegel einzufangen.

Hinter der Alssundbroen nehme ich kurzfristig das Segel runter, um mich auch heute in das Gewirr aus Booten vor der Klappbrücke in Sønderborg einzureihen. Weit über zwanzig Segler warten hier und drehen mit Segeln oder unter Maschine ihre Kreise bis das Signal endlich die Öffnung der Brücke einleitet.

Erst danach rauschen mein Schiff und ich in der davor liegenden Bucht noch ein mal raus und steuern auf Halbwindkurs auf Kegnæs zu. Noch einmal das Bild der offenen Weite. Noch einmal der Blick nach draußen, bevor ich umdrehe und mein Weg jetzt in Richtung Heimat geht.

Bis kurz vor die Schwiegermutter kann ich segeln, doch in der Innenförde verlässt der Wind mich dann vollkommen und ich lege die letzten zehn Meilen unter Maschine zurück.

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