Die letzten Tage waren geprägt von Landurlaub. Ich habe Nordjylland in Dänemark per Auto und zu Fuß erkundet und habe dabei zauberhafte Landschaften, traumhafte Eindrücke, Geschichtsträchtiges und diverse Einblicke in ferne und bislang per Boot nicht erreichte Häfen gewonnen. Doch nun ist es Zeit, nochmal ein paar Tage auf See zu verbringen. Noch einmal in die Außenförde zu schnuppern, bevor der Winter kommt und mich aus verschiedenen Gründen an die Innenförde bindet.
Es ist Vormittag. Gutes Wetter, blauer Himmel, mäßiger Wind. Doch kaum bin aus den Hafen, sehe ich, was vor mir auf mich zukommt. Eine fette Nebelwand steht quer über der Förde.
Es ist nicht viel los auf dem Wasser. Der Wind ist eher wieder eingeschlafen und so fahre ich unter Motor in das dichte Nebelfeld. Ein komisches Gefühl. Viel ist nicht um mich herum wahr zu nehmen. Ich schaue genau. Habe Respekt.
Zum Glück habe ich den Nebelschleier bald hinter mir. Doch voraus bahnt sich bereits ein zweiter an. Die Sonne hat glücklicherweise Kraft genug und schafft es, diesen zweiten Schleier aufzulösen, bevor ich ihn erreiche.
Dich nun ändert sich das Wetter. Wo eben noch Nebel und blauer Himmel waren, bedecken nun graue Wolken den Himmel. Wind und Wellen nehmen kurzzeitig zu und tragen mich mit angenehmen 20 Grad Krängung und knapp sechs Knoten Fahrt voran.
Der Wind kommt aus Nordost, nicht wie vorhergesagt aus OSO. So kreuze ich also die Außenförde mit langen Schlägen und bin froh, nach dem dritten Schlag wieder Blau am Himmel zu erblicken. Es hebt die Stimmung und rundet den Blick nach draußen noch ein Mal ab.
Es tut gut diesen Anblick noch einmal verspüren zu können, alles in mich aufzunehmen. Gefühle und Gedanken machen sich breit. Wahrscheinlich ein letztes Mal in diesem Jahr. Doch auch wenn ich weiß, dass im nächsten Frühjahr wieder die Chance zu neuen Abenteuern, neuen Träumen und neuen Geschichten erblühen wird, so bin ich immer etwas wehmütig bei dem Gedanken, dass etwas besonderes vorbei geht.
Doch bevor die kalte Jahreszeit überhand nimmt und mir nur noch wenig freie Zeit auf dem Wasser übrig lässt, blicke ich heute hinaus und bin glücklich. Und dankbar. Dankbar für die Möglichkeiten und die Chancen die ich bekomme. Und dankbar für die Offenbarung, die mich auf diesen Teil meines Lebens geführt hat.
Ich will nicht, dass es endet. Will ewig weiter machen. Will nichts anderes. Doch es muss sein. Ich kann mein Leben noch nicht so leben, wie ich es gern täte. Ich muss den Kurs ändern und den heutigen Zielhafen ansteuern.
Bis dahin sind es noch ein paar wenige Meilen und ich genieße jede Minute, die ich noch hier draußen sein kann. Was für ein unsagbares Glück.
Knapp dreißig Meilen habe ich heute hinter mir. Gute sieben Stunden auf dem Wasser. Mal schnell, mal langsam. Mal mit blauem Himmel und Sonne, mal in tristem Grau. Bis kurz vor den Hafen lasse ich die Segel stehen, bevor ich sie schließlich berge und die Hafeneinfahrt passiere.
Es ist leer hier. Wo sonst die Boxen gefüllt mit Booten unterschiedlicher Größe, Farbe und Alter stehen, ist nun Leere. Freie Platzwahl. Doch ich bin ein Gewohnheitstier und steuere zielgerichtet auf die Box zu, in der ich immer liege, wenn ich hier bin.
Der Abend bricht bereits an, noch bevor ich richtig angekommen bin. Es wird früh dunkel und ich mag auch diese Zeit. Im Einklang mit mir und meinem Selbst kann ich den Abend lange und ganz still ausklingen lassen.
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