Die zweite Urlaubsetappe geht weiter mit Flaute. Die Aussichten für den gesamten Tag sind mau. Es kommt kein Wind mehr. Wer heute den Hafen wechselt, der motort die gesamte Strecke.
Schnell sind wir aus der Bucht von Høruphav raus und um Kegnæs rum. Noch ist die Strömung auf unserer Seite.
Die Ostsee ist grau. Jedoch angenehm grau und warm ist es. Ich lasse Heinrich steuern und setze mich nach vorn. Dort bekomme ich wenigstens einen leichten Windhauch vom Fahrtwind ab.
Der zarte Lichtstreifen am Horizont versucht die Wolken zu durchbrechen und zaubert so dieses mystischen Licht. Himmel und See sind eins und der Übergang lässt sich nur schwer erahnen.
Ich liebe dieses Licht. Es beflügelt meine Phantasie und schafft eine traumhafte Grundlage für Seemannsgarn und Spukgeschichten. Bilder machen sich in meinem Kopf breit. Ich blicke mich um und aus dem Augenwinkel erscheinen dunkle Gestalten. Bloße Schatten, die mich zusammen zucken lassen. Ist da plötzlich wer aus dem Nichts aufgetaucht? Oder habe ich nicht aufgepasst und ein weiteres Boot taucht unverhofft neben mir auf? Doch nein, es ist nur die Wäscheklammer, die das Handtuch am Relingsdraht hält und deren Umriss mein Auge wage von der Seite her wahrnimmt.
Auf dem kleinen Belt verändern sich die Farben. Die Mystik bleibt mir aber noch ein wenig erhalten. Und auch meinen ganz persönlichen Gedanken kann ich so noch ein wenig nachhängen.
Wir erreichen Skjoldnæs. Hier sind wir eigentlich schon angekommen. Unser Ziel ist Søby und Søby ist soetwas wie ein Heimspiel.
Auf dem Weg zur Hafeneinfahrt werden wir noch von der Elektrofähre „Ellen“ überholt, die uns mit ihren Wellen kräftig ins Schaukeln bringt.
Hier beginnt sie, die sagenumwobene und bei deutschen und dänischen Seglern beliebte dänische Südsee. Wir werden sehen, ob und wie lange es uns hier hält und wohin unser Weg uns führen wird.
Erst einmal lasse ich die Ereignisse der letzten Tage sacken. Ich bin jetzt seit einer Woche unterwegs. Was die Meilen angeht bin ich noch nicht weit gekommen. Aber das muss und werde ich in diesem Jahr auch nicht.
In diesem Jahr bin ich mehr oder weniger auf mich allein gestellt. Auch das ist eine neue Erfahrung, auf die ich mich freue und die ich in den letzten Jahren so nicht gemacht habe. Lille Bjørn wird in den Häfen ebenfalls da sein und irgendwann am Nachmittag kommt auch meine Tochter mal aus der Bugkoje gekrochen. Doch Unterwegs, beim Vorbereiten auf’s Hafenmanöver und beim An-und und Ablegen bin ich größtenteils alleine.
Ich spaziere durch den Hafen. Auch wenn ich schon unzählige Male hier war, finde ich doch wieder etwas Neues. Der kleine Hafen verändert sich. So wie sich auch das Leben im permanenten Wandel befindet.
Der Abend ist, wie ich es von hier kenne. Gemütlich, ruhig und sonnig. Ich genieße wie gewöhnlich die Farben und bin froh hier sein zu dürfen.
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