22. Juni 2023
Unterwasserschiff

Irgendwann ist es einfach soweit. Irgendwann muss auch Findus sich mal seines Elements entziehen und kurz an Land gehen. Nach Möglichkeit versuche ich dies im hiesigen Fischereiverein zu organisieren, was nicht immer ganz einfach ist. Zu Saisonbeginn wollen natürlich alle Ganzjahreslieger einmal kurz raus, um sich frisch zu machen für die neue Saison. Doch da die Fischerboote des Vereins grundsätzlich und auch bei plötzlichem Bedarf die Slipanlage vorrangig nutzen, sind geplante und einhaltbare Termine eher eine Ausnahme. Hier läuft eben alles spontan und ganz so spontan in meiner Zeiteinteilung bin ich dann auch wieder nicht. Doch nun hat es endlich geklappt und Findus wird mit dem Slipwagen an Land gezogen.

Fast zwei Jahre ist es her, dass mein Boot an Land war und vor dem letzten Sommerurlaub hatte ich lediglich einen Taucher da, der seine Aufgabe offensichtlich äußerst gewissenhaft erledigt hat. Schon beim Hochfahren rufen mir diverse Vereinsmitglieder zu, dass das Boot direkt wieder ins Wasser könne. Für sie ist es enttäuschend, da Findus im Unterwasserbereich aktuell keinerlei Sensation bietet.

Der Propeller ist weitesgehend frei, wenngleich er auch mit einer schmierigen Algenschicht überzogen ist. Auch am Propellerschafft und der Verkleidung des einlamitierten Wellenbocks finden sich nur einzelne Pocken wieder.

Skeg und Ruder sind ebenfalls nicht allzu stark bewachsen, wobei ich vor einiger Zeit mal eine etwa fußballgroße Kolonie von zusammensitzenden Pocken und Muscheln mit dem SUP-Paddel vom unteren Bereich des Skegs abgeschlagen hatte. Dennoch, auch hier ist alles voller Schleim, welcher der perfekte Nährboden für ein neues Imperium von Unterwasserbewuchs bilden würde.

Lediglich im unterm Bereich des Kiels und direkt darunter, da wo man kein Antifouling auftragen kann, wenn das Boot an Land steht, haben sich lästige Pocken und Muscheln angesammelt.

Insgesamt wäre es vielleicht noch nicht zwingend notwendig gewesen, das Schiff raus zu holen, doch in Anbetracht des Schleimes am gesamten Unterschiff wäre es wohl ohnehin nur noch eine Frage der Zeit gewesen, wann auch der untere Teil des Rumpfes von Pocken besiedelt worden wäre. Nein, im Sommer möchte ich jetzt mithalten können mit anderem Seglern und auch bei Flaute nicht unnötig noch langsamer sein.

Meine Söhne sind da und bei der Reingung der Außenhaut stehen sie mir mit ihrer körperlichen Größe zur Seite. Die Slipanlage ist leicht schräg, eine Leiter aufstellen ist zwar möglich, jedoch zeitraubend und lästig und so übernehmen die beiden die Reinigung dort, wo meine Arme aufgrund zu geringer Körperhöhe nicht mehr hinkommen. Ich hingegen kümmere mich um die hartnäckigen Pocken, die trotz des Hochdruckreinigers sich nicht haben beirren lassen und noch immer irgendwo festsitzen.

Wie bei jedem Mal muss ich am Ruderblatt und Skeg einige Stellen neu grundieren. Beides ist aus Aluminium und die Grundierung hält hier nicht so ganz gut. Schnell pinsel ich die entsprechenden Stellen mit neuem Primer über und denke kurz sogar daran evtl heute auch direkt wieder ins Wasser zu gehen, da entdecke ich auf einmal ein Loch im Skeg. Schock. Damit hatte ich nun nicht gerechnet. Ich hatte davon gehört, dass andere PDs dieses Problem haben. Einige fluten sogar ihren Skeg oder bohren ein zusätzliches Loch, damit eindringendes Wasser wieder austreten kann, doch bei Findus war bislang doch immer alles in Ordnung.

So auf die Schnelle weiß ich keine Lösung und frage mich bei den Fischern durch. Hilfsbereit sind sie alle und ich lerne direkt wieder dazu. Zwei Komponenten flüssiges Metall heißt die spontane Lösung. Hab ich zwar zuvor noch nie gehört, klingt aber nach einem Plan.

Abdichten und grundieren. Ich hoffe es hält, was es verspricht. Aber selbst wenn nicht, Aluminium rostet wohl nicht. In diesem Bereich kenne ich mich absolut nicht aus, doch auch mein jüngerer Sohn, der sich im ersten Ausbildungsjahr zum Industriemechaniker befindet, versichert mir, dass ich mir keine Sorgen machen soll.

Nachdem freie Flächen nun neu grundiert sind, der Propeller einen neuen Anstrich bekommen hat und auch das Unterwasserschiff mit neuem Antifouling überzogen ist, begutachte ich mein Werk. Nicht perfekt und hier und da hätte der Fachmann sicher was zu beanstanden, doch ich bin zufrieden. Mein Boot glänzt und strahlt und auch die Fischer zeigen mit ein anerkennenden Daumen nach oben.

Mit 44 Jahren macht Findus noch immer eine gute Figur. Nach wie vor bin ich noch immer verliebt in mein Boot und am Abend, nachdem hier im Verein keiner mehr unterwegs ist, gehe ich um Findus herum und kloppe und streichle ihm kumpelhaft den Rumpf. Du bist einfach der Beste, mein Kleiner!

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