Windstille. Dennoch packe ich mein Großsegel aus und mache alles klar zum Auslaufen. Ein Stegnachbar ruft mir derweil zu: „Das lohnt sich heute nicht. Es ist nichts los da draußen.“ Das weiß ich. Doch ich möchte bewusst raus. Lieber draußen auf der Stelle stehen, wie unnötig in der Box liegen.
Draußen ist wirklich nichts los. Wie meistens in der Wintersaison. Keine Boote. Aber auch kein Wind. Und das ist gut so. So kann ich mich einfach treiben lassen und die kleine Welt um mich herum voll und ganz in mich aufnehmen und jede Sekunde genießen.
Langsam dümpelt Findus vor sich hin und das sanfte Plätschern an der Bordwand wirkt beinahe hypnotisierend. Das beständige Fließen des Wassers trägt mich in diese zauberhafte, andere Welt. Eine Welt der Stille. Eine Welt des Seins. Ich grinse leise vor mich hin, denn dieses sanfte Geräusch schafft eine tiefe Zufriedenheit in mir.
Flautensegler werden gern belächelt. Doch ich stehe dazu. Ich mag es, bei wenig Wind unterwegs zu sein. Nahezu nicht vom Fleck zu kommen. Die Stille aushalten, sie gar genießen. In ihr verweilen und jeglichen Druck abwerfen. Die Einsamkeit zu schätzen wissen und in ihr das Wesentliche erkennen. Das Leben.
Hier draußen lebe ich für ein paar Stunden in einer anderen Welt. In einem kleinen Paralleluniversum, in das ich abtauche, um ganz nah bei mir selbst sein zu können. Ein Universum in dem ich wirklich lebe.
Ich sehe dieses Blau. Dieses Blau des Himmels, was sich mit seinen zarten Wolken im Wasser spiegelt. Überall nur dieses Blau in den unterschiedlichsten Tönen. Ich liebe diese Töne, in all ihren Schattierungen. Ich sehe es überall um mich herum und alles was am Himmel passiert spiegelt sich im Wasser wieder.
So spiegelt sich auch die Stille in mir wieder. Mein Blick wird klar für das Wesentliche. Hier draußen brauche ich nichts, denn hier draußen habe ich nahezu alles und für ein paar Stunden gehöre ich zu den reichsten Menschen dieser Erde.
Seit über drei Stunden treibt Findus nun vor sich hin und die Segel schlackern nur so hin und her und wissen dabei nicht wirklich, was sie eigentlich tun sollen. Der Verklicker dreht Pirouetten und ich stehe auf der Stelle.
Doch ich bin glücklich. Denn es hört einfach nicht auf. Dieses Gefühl, dieses Glück, diese unendliche Schönheit. Ich schweige. Ich genieße. Bin zufrieden. Eins mit mir selbst. Ein Teil des großen Ganzen. Einfach da.
Der Tag neigt sich dem Ende. Wieder einmal war es genau die richtige Entscheidung raus zu fahren. „Das lohnt heute nicht.“ Waren das nicht die Worte des Stegnachbarn? Er hatte unrecht. Es hat sich gelohnt. Für all diese traumhaften Eindrücke. Für die Stille und die Gefühle.
Doch für heute ist es Zeit zurück zu fahren. Zurück in den Hafen. Zurück in mein anderes Leben.
Ein letzter Blick, bevor Findus wieder in seiner Box steht. Und noch einmal staune ich und erfreue mich am Schauspiel der Natur. Erst dann lege ich an und verabschiede mich für heute von meinem Schiff.
Danke Findus…..
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