Manchmal muss man seinem eigenen Glück ein ganz klein wenig auf die Sprünge helfen. Sich ein Herz fassen und mit Mut und Überzeugung einen neuen und unbekannten Weg einschlagen. Sich einlassen auf das Abenteuer Leben. Mit allen Höhen und Tiefen, die mit diesem Glück verbunden sind und mit ihm einhergehen werden.
Das habe ich getan. Vor bald sechs Jahren ist urplötzlich eine Idee in mir entfacht, die mich fortan nicht mehr loslassen wollte. Sie umzusetzen hat mich einiges an Sorgen gekostet, doch ihr Ziel vor Augen, konnte mich nichts aufhalten.
Ich habe mir den Traum vom eigenen kleinen Boot erfüllt.
Heute ist mein Geburtstag und für den Nachmittag und Abend ist der Tag verplant. Doch ich lasse es mir nicht nehmen, vorher eine kurze Runde mit meinem Schiff zu drehen. Raus zu fahren und die Segel zu setzen.
Es ist kurz nach neun Uhr am Morgen und eigentlich ein Wetter, bei dem man sich gern noch ein Mal im warmen Bett umdreht und nicht aufstehen möchte. Doch der Tag ist bereits in vollem Gange und ich bin kein Mensch, der gern seine Zeit mit unnützen Dingen verschwendet. Heller wird es wohl heute auch nicht mehr und deshalb will ich raus aufs Wasser. Jetzt.
Der Himmel ist grau und trüb. Die Luft feucht und ein Nebelschleier verklärt die Sicht über Wasser und Land. Das typisch norddeutsche Dezemberwetter. Immerhin friert es nicht. Ich mache Findus klar, starte den Motor und fahre erstmal aus dem Hafen. Die Stadt um mich herum scheint noch zu schlafen und schweigt aus jedem Winkel.
Draußen setze ich die Segel und lasse die Maschine verstummen. Mein Boot gleitet nahezu geräuschlos durchs Wasser. Nur ein zartes und kaum wahrnehmenbares Plätschern an der Bordwand ist zu hören und ich lausche in die übrige Stille, die sich um mich herum ausbreitet. Was für ein Geschenk. So unsagbar groß und von gigantischer Bedeutung. Gestern, heute, morgen. Eindach an jedem Tag, an dem ich es schaffe zu segeln. Und natürlich auch heute: an meinem Geburtstag.
Es ist jedes Mal wieder ein unbeschreibliches Gefühl von Glück. Dieses Glück hier sein zu dürfen. Dieses Glück so empfinden zu können. Dieses Glück zu leben. So ein Glück liegt nicht einfach auf der Straße. Dieses Glück ist selbstgemacht und das größte und schönste Geschenk, was ein Mensch sich selbst bereiten kann.
Ich genieße die Ruhe, die menschenleere Förde und sogar den Grauschleier um mich herum. Ich genieße den spärlichen Wind und die Freiheit, die ich tief in mir spüre. Ich genieße mein ganz persönliches Sein und das Wissen, mich auf dem richtigen Weg zu befinden. Und ich genieße zum Frühstück ganz unkonventionell Kuchen und Kakao.
Dabei freue ich mich, über mein tagtägliches Geschenk an mich selbst. Über mein Glück. Über mein Leben. Darüber, das hier alles zu spüren und erleben zu können.
Auch wenn es an manchen Tagen nicht so erscheint, das Leben in all seinen Facetten ist einfach großartig.
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