14. August 2024
Richtung Süd

Ich möchte früh los und das Windfenster heute nutzen, um nun doch ein Stück weiter runter zu kommen. Nördlich um Sjælland zurück und den selben Weg nehmen, denn ich vor einer Woche gekommen bin, möchte ich nicht wirklich. Außerdem ist vor Odden das Schießgebiet und das schränkt mich zu sehr ein. Ich möchte unabhängig Segeln und nicht auf Zeiten festgelegt werden, wann ich die Stecke passieren darf. Nein, es spricht doch mehr dafür gegen den Uhrzeigersinn weiter zu fahren.

Früh um sieben Uhr geht es deshalb aus dem Hafen von Gilleleje. Strom und Wind stehen aktuell günstig und noch ist auch keine Welle. Die Welle. Das größte Kriterium im Augenblick. Hat sie vor zwei Tagen doch kräftig Eindruck hinterlassen.

Draußen ist es herrlich. Es ist der erste Morgen in diesem Sommer, an dem das Deck morgens feucht von Tau ist und die Sonne mehr in einem diesigen Dunst aus Feuchtigkeit aufgeht. Ich mag das. Sieht es doch immer irgendwie geheimnisvoll aus. Heute bin ich leider etwas zu spät dran und das Mystische an diesem Morgen habe ich bereits verpasst.

Schön ist es dennoch und ich bin froh, dass ich kurz hinterm Hafen die Segel setzen kann. Noch bin ich dabei etwas zaghaft. Ich bin vorsichtig geworden, denn der letzte Törn hat mir doch so einiges an Respekt verliehen. Bei jeder langsam und träge anrollenden Welle halte ich kurz inne. Wird da mehr draus? Fängt es jetzt wieder an? Strom? Dünung? Oder was auch immer.

Doch alles bleibt entspannt. Es beginnt jetzt sogar wieder Spaß zu machen und ich bin froh, dass es noch da ist, dieses schöne Gefühl. Ich spüre, wie ich selbst wieder ruhiger werde und mich und mein Schiff wieder spüre. Wir sind wieder eine Einheit und Findus‘ Bewegungen sind mir wieder vertraut.

Ich lasse Heinrich steuern und lehne mich zurück. Kreuzend segle ich gen Süden und blicke dabei in die Ferne des Kattegats. Heute schnurrt es sanft wie ein Kätzchen, doch heute weiß ich auch, es kann wild sein, wie eine zornige Raubkatze.

Ich kreuze nur halbe Schläge und fahre meine Wenden spätestens da, wo das Fahrwasser der Großen beginnt. Ich möchte den großen Pötten nicht zu nahe kommen.

Ich bin wieder angekommen. Spüre wieder Leben in mir und bin eins mit meinem Boot. Ich bin glücklich und habe das Bedürfnis laut Musik zu hören. Hin und wieder brauche ich das und dann wird Findus zum „One man Partyboot“ auf dem ich lauthals mitgrölen kann ohne dass es irgendwen stören könnte.

Interessant ist auch das Strömungsverhalten, denn es strömt nicht überall gleich. Irgendwann kommt der Punkt, da ist plötzlich die Fahrt aus dem Boot und der Strom hat mich erwischt und bremst mich aus. Hier ist es spätestens Zeit zu wenden und aus der Strömung raus zu kommen. Landzungen und Buchten füttern offensichtlich die Strömung an und ihre Verwirbelungen tragen dazu bei, dass Findus dichter unter Land an Geschwindigkeit zunimmt, während zur Mitte des Øresunds hin mein Boot urplötzlich beinahe zum Stehen kommt.

Eigentlich könnte es so weitergehen, doch als Tagesziel steht heute Helsingør auf dem Programm. Für heute Nachmittag ist wieder mehr Wind angesagt und mehr Wind bedeutet auch zunehmende Welle. Ich möchte die positive Erfahrung des heutigen Tages nicht aufs Spiel setzen und gehe lieber kein Risiko für ein paar Meilen mehr ein.

Schloss Kronborg kommt jetzt als dunkle Silhouette in Sicht, was mir anzeigt, dass ich gleich im Hafen sein werde.

Hier verbringe ich nicht nur den heutigen Tag, denn morgen werde ich einen Hafentag einlegen und einfach mal faul sein.

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