28. Juli 2023
Durch den Sund

Verrückt, es ist absolute Flaute. Nicht auch nur das Winzigste Lüftchen weht. Nix. Das Wasser liegt spiegelglatt da, während ich am Morgen den Hafen in Faaborg verlasse. Wo es genau hingehen wird ist noch unklar, Richtung Svendborgsund erstmal und dann mal sehen, wie sich das Wetter entwickelt.

Auch die Traditionssegler sind in diese Richtung unterwegs. Die letzte Etappe ihrer Regatta liegt vor ihnen und mit ausreichend Abstand fahre ich an ihnen vorbei. Sie sehen einfach wunderschön aus mit ihrer vollen Besegelung. Stolze alte Schiffe, die mit viel Liebe, Geduld und Zeit instand gehalten und aufgearbeitet werden und so auch heute noch unterwegs sein können. Modernisiert sicherlich und der heutigen Zeit angepasst, mit Technik ausgestattet, Strom und Motor. Kaum vorstellbar finde ich es, wie die Menschen früher gesegelt sind. Ohne vollständige Seekarten, Plotter und Tiefenangaben, ohne Echolot, AIS und GPS. Kein Funk an Bord, um schnelle Hilfe zu erbitten. Navigiert bei klarem Himmel Mithilfe der Sterne. Ich möchte gar nicht darüber nachdenken, wie viele solcher alter Holzschiffe ihre Zeit nicht überlebt haben und ein trauriges Ende am Grund des Meeres fristen. Wie viele von ihnen sind an Riffs zerschollen? Wie viele untergegangenen mit Mann und Maus? Und doch haben etliche es bis heute geschafft und sie in voller Pracht zu sehen wirkt schon Respekteinflößend.

Die Svendborgsundbroen liegt vor mir. Wind ist noch immer kein nennenwerter zu vermerken und auf Dümpeln unter Segeln habe ich heute einfach keine Lust. Der Strom ist teilweise noch gegen mich und hier im Sund sind neben dem Fahrwasser auch die Fähren zu beachten. Bei Strom gegen Wind kann hier auch mal eine starke Welle stehen, doch heute ist es ruhig.

Ich motore den Sund durch, bin emotional irgendwie nicht richtig bei der Sache und kann mich nicht so richtig auf meine Umgebung einlassen. Landschaftlich ist es hier nett, doch es reizt mich aktuell einfach in keinster Weise. In mir drin sieht es anders aus. Ich will kein Land sehen. Keine Häuser, keine Menschen. Auf See passen diese Bilder für mich einfach nicht. Ich kann hier nicht einfach frei sein und fühle mich eingeengt mit so viel Land um mich herum.

Überall ist Land nur und ich bin gezwungen dem Fahrwasser zu folgen. Nein, es gefällt mir einfach nicht, obgleich es sicherlich seinen Flair besitzt und landschaftlich schön anzusehen ist. Den kurzen Gedanken, hier in einen Hafen zu fahren verwerfe ich schnell. Ich fühle mich unwohl und muss raus aus dieser Enge und entscheide mich deshalb dafür, bis nach Rudkøbing weiter unter Maschine zu fahren.

Den Sund endlich hinter mir, blicke ich nach Norden. In diesem Jahr wird es wohl nichts mehr. Ich komme einfach nicht hoch und will nicht das Risiko eingehen, dort nicht wieder weg zu kommen. Nein, in diesem Jahr liegen die Prioritäten anders und immer wieder das Wetter und die Zeit im Blick, ist es nunmal nicht möglich das zu tun, was mein Herz eigentlich begehrt.

Ich nehme Kurs Süd, gegen den Strom, und quäle meine Maschine mit 3000 Umdrehungen gegen den Strom mit nur 2,7 Knoten Geschwindigkeit durch die Langelandsboen und laufe in Rudkøbing ein. Hie gefällt es mir und ich genieße den Rest des Tages an Land. Schöne alte Häuser, ein ausgedehnter Spaziergang und am Abend ein goldener Sonnenuntergang runden den Tag dann doch noch positiv ab.

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