14. Juli 2020
Ein Sommertag

Es ist fünf Uhr morgens. Stille. Alles schläft noch. Nur die Möwen kreischen wie immer aufgeregt und laut vor sich hin. Kein Mensch ist unterwegs. Eine Zeit zwischen schlafen und wachen. Am der Kimm stehen zarte grau Wolken. Der Rest des Himmels zeichnet ein noch trübes blau.

Ein neuer Tag erwacht

Die Sonne geht auf. Die Ostsee färbt sich erst orange und zunehmed immer gelber.

Himmel und Wasser passen sich farblich an

Ich gehe am Steinstrand entlang, wieder einmal fasziniert von diesem fantastischen Schauspiel der Natur. Unter meinen Schuhen knirschen die Steine. Große und kleine. Ich mag dieses Geräusch. Und dieses unebene Gefühl über die Steine zu laufen. Wieder und wieder bleibe ich stehen. Blicke hinaus und frage mich: Warum bin ich allein hier draußen? Wo sind die Menschen? Die Segler von den Booten im Hafen? Sie schlafen noch. Verpassen, was hier draußen passiert. Sind sie einfach abgestumpft? Haben dieses Schauspiel zu oft gesehen, als dass sie extra ihre Kojen verlassen? Oder ist es ihnen schlichtweg nicht wichtig? Ich weiß es nicht. Werde es auch nicht erfahren. Ich blicke weiter auf den Horizont und freue mich einfach hier sein zu dürfen.

Steinstrand in Schleimünde

Die Sonne steht nun hoch genug. Das frühe Farbenspiel hat für heute sein Ende gefunden und geht über seinen täglichen Modus, der uns heute hoffentlich auf See begleiten wird. Ich gehe zurück zum Boot. Wir wollen früh los, aber noch bleiben mir einige wenige Minuten um meine Eindrücke nocheinmal in Gedanken zu sortieren.

Noch keiner unterwegs

Kurz nach sieben Uhr. Zwei Boote haben bereits abgelegt. Wir sind die dritten. Haben jetzt genug Platz um aus der viel zu langen Box raus zu kommen. Jetzt geht es endlich wieder raus auf die Ostsee. Auf den kleinen Belt.

Schönheit, soweit das Auge reicht.

Stille. Ich höre nur das sanfte Rauschen der Bugwelle. Leicht schwankt das Boot auf und ab. Es ist nur sehr wenig Wind und so dümpel ich mit 2,5 Knoten Fahrt den kleinen Belt hoch. Heinrich ist auf 15° Grad Nord eingestellt während ich im Cockpit sitze und genieße wie still es um mich herum ist. Es ist schön nicht reden zu müssen, seinen Gedanken freien Lauf lassen zu können oder einfach aufs Glitzerwasser zu sehen und sich zu freuen, ein Teil dieser wunderbaren Natur sein zu dürfen.

Glitzerwasser

Das bedeutet für mich Freiheit. Frei von all den Mauern die einem permanent in den Kopf gemeißelt werden. Frei von begrenzten Flächen. Frei im Denken und Fühlen. Freiheit. Und Freiheit ist so viel mehr. Ist Respekt und Akzeptanz. Liebe und Rücksicht. Frei sein bedeutet für mich dazu gehören zu dürfen. Zur Natur. Zum Ursprung.

Heinrich steuert und ich habe den Kopf frei
Erwischt… Doch nicht alleine da draußen…

Der Wind schläft immer mehr ein. Die letzten Tage hatte er wieder alles gegeben und nun scheint er erschöpft. Ich entscheide mich, den Motor zu starten. Unnötiges Gehüpfe in den Wellen ohne wirkliches vorankommen trübt die Stimmung der jungen Mitsegler.

Nach sechs Stunden erreichen wir den Zielhafen und werden wie immer freudig empfangen.

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