20. März 2023
Freundschaft

„Mensch, das ist ja toll, endlich mal einen deutschen Eigner einer PD26 kennen zu lernen.“ Diese Nachricht erreichte mich über den Facebook Messenger nur wenige Wochen nachdem ich Findus im Sommer 2016 gekauft hatte. Etwas überrascht und mit einem Hauch von Neugier hatte ich damals geantwortet und mich gefragt, was das wohl für ein Mensch sein mag, der mich da vollkommen unbekannterweise anschreibt. „Auf jeden Fall Glückwunsch zu deiner PD26. Ist ein echt tolles Schiff.“

Was für ein geniales kleines Boot ich damals erworben hatte, war mir anfangs überhaupt nicht bewusst. Findus gefiel mir einfach und war sowas wie „Liebe auf den ersten Blick“. Hübsch fand ich das Boot und hatte es eher der Optik und des Gesamtbildes wegen gekauft und nicht aufgrund irgendwelcher technischer oder seglerischer Eigenschaften. Erst nach und nach sollte ich heraus finden, dass die Polaris Drabant 26 insbesondere in Dänemark mit Achtung und Respekt beäugt wird und es nur eine handvoll deutscher Eigner gibt, die eine PD segeln. Toby war einer von ihnen und seine Vorfreude auf einen künftigen Erfahrungsaustausch erweckte mein eigenes Interesse an meinem Schiff noch mal von einer ganz anderen Seite.

Er war mir damals ein paar Jahre voraus und wusste Interessantes und Wissenswertes über die in den siebziger Jahren gebaute kleine Yacht zu berichten. Er teilte mit mir seine Erfahrung über den gemeinsamen Bootstyp und meine anfangs zurückhaltenden Nachfragen uferten schnell zu ellenlangen gegenseitigen Mails aus. Stundenlang haben wir gechattet, Bilder unserer Boote hin und her geschickt, Ideen und Möglichkeiten besprochen und uns über Technik und Elektrik an Bord ausgetauscht. Nicht immer waren wir dabei einer Meinung, doch der gegenseitige Respekt schaffte eine ungeheuere Vertrauensbasis.

Am Ende war er es auch oft, der mir Mut zusprach, wenn es um Unbekanntes ging und der mich in meiner Unerfahrenheit motivierte. Der mir geduldig technische und handwerkliche Vorgänge erklärte und mir aus der Ferne half, mein Boot zu dem zu machen, was es heute ist. Ohne ihn hätte ich meinen Weg so nicht immer gehen können und auch nicht immer den Mut und die Kraft aufgebracht mir am Ende eben doch alles allein zuzutrauen.

Die Entscheidung zu segeln und speziell auch dieses Schiff, mein Findus, haben mir in den letzten Jahren einige Menschen in mein Lehen gebracht, die ich sonst wohl nie hätte kennenlernen dürfen.  Manchmal waren es nur kurze Momentaufnahmen, zeitlich begrenzte Passagen im Leben, in denen man ein Stück des Weges gemeinsam ging. Doch andere bleiben bis heute und sind zu einem festen Bestandteil meines Lebens und zu echten Freunden geworden.

Toby hat seine PD mittlerweile verkauft und segelt nun die SY Nubia. Eine zeitlang hatte ich Angst unser Kontakt könnte nur auf Basis der PD gegrüdet sein und mit unterschiedlichen Booten auch in verschiedene Richtungen verlaufen, doch unsere Freundschaft hält an und ist im Laufe der letzten Jahre gewachsen.

Danke für deine unermüdliche Geduld Toby. Für deine Zeit, dein offenes Ohr und deine immer währenden Ideen.

Es gibt Menschen aus meiner Vergangenheit, die behaupten mein Boot hätte mich sehr verändert und es gab tatsächlich in den letzten Jahren Momente in meinem Leben, da glaubte ich das selbst und verfiel in Zweifel mit mir und meiner Umwelt. Kontaktabbrüche, Unverständnis und sogar Vorwürfe bahnten sich ihren Weg. Es war eine Zeit des „zu sich selbst“ Findens, des Reflektieren und des Ankommens. Und es war die Zeit in der neue Menschen sich in meinem Leben etablierten.

So auch Andreas, der vor über vier Jahren plötzlich am Steg auftauchte und in den Wintermonaten stets ein offenes Ohr für mich hatte. Heute hat er den Hafen mit seiner Slisand Lady verlassen und wird die nächsten Jahre auf Langfahrt gehen. Norwegen, Schottland, Irland. Biskaya, Portugal, Spanien. Überwintern im Süden und danach weiter. Ob wir uns wieder sehen werden, steht in den Sternen, doch ich wünsche ihm alles erdenklich Gute und viele tolle Erinnerungen, die er auf dieser Reise sammeln wird. Vermissen werde ich ihn trotzdem ein wenig…

Mein Leben hat tatsächlich eine Wendung genommen. Doch Findus hat mich nicht verändert. Genau so wenig wie ich mein Boot verändert habe. Wir haben nur beide zu dem zurück gefunden, wer wir sind.

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