31. Dezember 2022
Goodbye 2022

Mal wieder ist es soweit. Mal wieder ist die Zeit wie im Fluge vergangen und ein weiteres Jahr neigt sich dem Ende. 2022 war nicht immer so, wie ich es mir erhofft, gewünscht und erträumt hatte. Gesteckte Ziele blieben unerreicht, Erwartungen wurden enttäuscht und unerwartete Chancen habe ich zu spät erkannt. Oft hat auch das Wetter nicht mitgespielt und mich mit meinem Boot an den Hafen gebunden und mir so einen Strich nach dem anderen durch meine Rechnung gemacht. Ängste und Selbstzweifel nagten nicht selten an meinen Vorhaben und ich stand mir viel zu oft selbst im Weg.

Dennoch war es seglerisch für mich persönlich ein erfolgreiches Jahr. Nicht unbedingt gemessen an den zurückgelegten 1183 Seemeilen. Auch nicht an den 44 Übernachtungen in fremden Häfen oder den 65 kleinen und größeren Törns, die ich mit Findus machen konnte. Nein. Es waren die Erfahrungen. Die unglücklichen auf der einen Seite, doch rückblickend auch die schönen Erlebnisse. Es waren die Stunden auf dem Wasser. Die traumhafte Stille, die mich umgab, wenn ich Stunde um Stunde mit mir selbst sein konnte, während das Blau der See mich umgab und meine Tochter noch in tiefem Schlaf in der Koje weilte. Es waren die intensiven und farbenprächtigen Sonnenuntergänge, die Stimmung in den dänischen Häfen, die Menschen, die Landschaft, das Meer. Es waren so viele Kleinigkeiten, die ich aus verschieden Gründen nicht immer in der Lage war im Hier und Jetzt zu sehen und zu genießen. Doch halte ich die Schönheit, die mich umgibt stets fest, denn ich weiß, früher oder später bekomme ich mich wieder verbunden mit der Welt und kann im Revue passieren alles in stillen Momente erneut aufleben lassen. Und genau deshalb weiß ich, es war durchaus auch ein gutes Jahr.

In wenigen Stunden wird es vorüber sein und mit dem neuen Jahr kommt auch wieder ein neuer Sommer. Es kommen neue Möglichkeiten, neue Hoffnungen und neue Chancen. Ich freue mich darauf, doch will ich es künftig ohne Druck angehen, um mich nicht erneut der Gefahr von Enttäuschungen auszusetzen. Ich muss aufhören meine Möglichkeiten mit denen anderer Segler zu vergleichen. Dabei geht es nie um mein Schiff, denn auch wenn es einfach und alt und klein ist, kann es weit mehr als das, was ich mir selbst überhaupt alleine zutraue. Nein, ein größeres Schiff brauche ich nicht um meinen Träumen entgegen zu segeln. Ich muss nur endlich einsehen, dass ich als alleinerziehende Mutter nicht immer mithalten und so unterwegs sein kann, wie beispielsweise kinderlose Pärchen, unabhängige Einhandsegler oder Familien, die sich der Verantwortung an Bord gemeinsam stellen und so nie in Personalunion Elternteil und alleiniger Skipper gleichzeitig sind. Ich bin nun mal nicht ganz so frei in meinen Entscheidungen und meine Träume hinken oft meiner Wirklichkeit noch zu stark hinterher und diese zwingt mich dann zurück auf den Boden meiner persönlichen Tatsachen.

Gerade deshalb genieße ich den heutigen Jahresausklang nur für mich und freue mich über die Stunden allein an Bord. Ich denke an meine Törns, an meine kleinen Erfolge und all die Bilder, die ich mit eigenen Augen sehen und erleben durfte. Ich gehe gedanklich zurück in den viel zu windigen Sommer, lächle jetzt vor mich hin und bin einfach nur dankbar. Dankbar dafür, dass ich mir selbst auch in diesem Jahr, trotz aller Widrigkeiten im Innen und Außen, meine Sehnsucht nicht habe nehmen lassen und immer wieder den Mut fasse, mein Leben so zu gestalten, wie ich es nach meinen Möglichkeiten kann. Ich habe viel erreicht und darauf bin ich stolz.

Und auch wenn ich noch nicht immer so kann, wie ich gern möchte, so bin ich doch auf dem Weg. Denn die Kinder werden größer und selbstständiger und in diesem Jahr haben sie zu Silvester das erste mal alle andere Pläne und ich somit ein wenig Zeit für mich, an der ich mich ohne unterschwellige Verantwortung und schlechtes Gewissen erfreue.

Ich liege auf meiner Koje. Den Salon habe ich nur für mich geschmückt, denn das gehört für mich zum Jahreswechsel einfach dazu. Eine Lichterkette und die Feuerhand spenden dezentes Licht und ich genieße das starke Prasseln des Regens und spüre das Rucken der Leinen. Silvester ist in diesem Jahr stark verregnet. Der Wind bläst mit bis zu 45 Knoten aus Südwest und ständig peitscht der Regen aufs Deck. Dnnoch knallt und blitzt es um mich herum. Ich trau mich gar nicht es auszusprechen, doch irgendwie ich mag Silvester. Auch wenn es längst nicht mehr zeitgemäß ist und ich selbst mein Geld nicht wahllos in die Luft pusten würde, so sehe ich um Mitternacht doch gern in den Himmel, um die Explosionen der bunten Lichter zu beobachten.

Ein frohe, gesundes und glückliches neues Jahr wünsche ich allen.

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