Noch verlasse ich die Inselwelt des kleinen Belts nicht. Bevor es weiter südlich geht, möchte ich noch einmal quer rüber in den Årøsund.
Es ist mal wieder kaum Wind angesagt. Dümpeln, schlackernde Segel und kaum Fahrt im Boot machen nicht unbedingt Spass. Dazu die geringe Welle, die zusätzlich dazu beiträgt, dass die Segel, sollten sie doch mal einen feinen Windhauch erwischen, sofort wieder in sich zusammen fallen.
Mit Wind von achtern wird das nichts. Vielleicht geht es besser, wenn ich gen Norden kreuze und von oben in den Årøsund segel. Ein wenig Strom mit mir könnte ich dabei vielleicht auch noch erwischen. Ich ändere also den Kurs und dümpel in die andere Richtung. Richtig gut geht das allerdings auch nicht. Kein Vorankommen. Nur Stehen.
Südlich von Bagø gebe ich es auf und nehme die Segel runter. Entlang der Betonnung geht es nun in den Årøsund. Der Strom ist gegen uns. Wie immer eigentlich. Das Zeitfenster für passenden Strom passt nicht mit unserem persönlichen Zeitplan zusammen. Schade eigentlich. Denn entgegen kommende Schiffe segeln am Wind und mit Strom und kommen augenscheinlich gut voran. Ein letzter Blick nach achtern. Da ist er wieder, dieser Stich im Herzen.
Der Hafen auf Årø sieht voll aus. Schon von weitem präsentieren sich hier riesige Motoryachten. Ich entscheide mich dann doch lieber fürs Festland und laufe in den Hafen Årøsund ein.
Auch hier ist es voll. Auch hier stehen riesige Yachten und ich fühle mich etwas fehl am Platz. Ich mache vorerst längsseits fest, um mir zu Fuß ein geeignetes Plätzchen zu suchen. In der letzten Reihe werde ich fündig und verhole mich schnell dorthin, bevor weitere Boote in den Hafen einlaufen.
Anfangs ist es noch ruhig. Das Wasser liegt spiegelglatt da und mir gefällt es hier. Der Wind bleibt den Rest des Tages weg und nun erobern mehr und mehr Motoryachten den Hafen. Auch Segler kommen immer noch rein. Årøsund ist der erste Hafen seit drei Wochen, der wirklich voll ist.
Hier ist es anders. Lag Findus in den letzten Häfen meist in Boxen, zu deren Seiten verweiste Boote einheimischer Segler lagen, so wimmelt es hier nur so von Gastliegern. Ich fühle mich unwohl unter so vielen fremden Menschen und suche Zuflucht in der umliegenden stillen Natur.
Es ist heiß. Verdammt heiß heute. Einfach Sommer. Eigentlich bin ich weit lieber auf dem Wasser als im Wasser. Doch heute lechze ich förmlich nach einer Abkühlung. Am Ende der Außenmole gibt es einen kleinen Badesteg, zu dem es mich hinzieht.
Baden im Årøsund, im kleinen Belt. Hab ich so auch noch nie gemacht. Ich gehe ins Wasser. Der Sand unter meinen Füßen ist extrem weich. Ein paar Minuten stehe ich da, während sich meine Füße in den lockeren Boden eingraben. Es kitzelt. Wasserpflanzen denke ich und schubste diese beiseite. Kurz darauf wieder. Und wieder. Es dauert einige Zeit bis ich bemerke, dass es keine Pflanzen sind, die an meinen Füßen kribbeln. Nein. Es sind diese Krebse, die seitlich über den Grund huschen und dabei über meine Füße laufen. Mein Gewicht muss sie aus dem losen Sand verscheucht und an die Oberfläche getrieben haben. Ich habe Glück. Keine der riesigen Krabben zwickt mich. Doch es bestätigt mein Empfinden. Auf dem Wasser ist es bei weitem schöner. Wenngleich die kurze Abkühlung auch sehr gut tat.
Schön, dass du trotz eines vollen Hafens abseits der Stege doch auch solch ruhige Oasen findest.