Wir haben Flaute. Einen strahlend blauen Himmel, die Sonne scheint warm herab und die See liegt ruhig und spiegelglatt vor mir. Es weht nicht ein Lufthauch. Segeln bringt heute nichts. Macht aber nichts. Hauptsache ich bin auf dem Wasser. Findus‘ Harry schnurrt mit fünfeinhalb Knoten von sich hin und Heinrich übernimmt das Steuern. Ich bin wieder einmal froh einen Autopiloten an Bord zu haben. Gerade bei diesen Bedingungen greife ich gern auf ihn zurück und verbringe ein wenig Zeit für mich auf dem Bug.

Ich liebe einfach dieses Licht, wenn Himmel und Wasser verschmelzen und in dieser besonderen Art miteinander Eins werden. Es wirkt so mystisch und strahlt eine ganz eigene und besondere Stille aus.

Ich kann mich nicht sattsehen an diesem Blau. An dem Wasser, welches zwar spiegelglatt ist, aber dennoch eine zarte Bewegung von sich gibt. Je länger ich drauf blicke, desto mehr beflügelt es meine Phantasie. Es ist kein Wunder, dass Seeleute vor hunderten von Jahren Ungeheuer haben auftauchen sehen oder Glocken und Schreie aus dem Nichts gehört haben. Dieses Licht muss die Grundlage zu abertausenden von Geschichten aus Seemannsgarn sein. Bin ich hier nur wenige Stunden draußen, sie waren sie es tagelang. Genug Zeit zum Träumen, zum Hoffen und zum verrückt werden.

Wir motoren Richtung Süden. Wieder einmal. Alina geht heute von Bord. Schade, sie wird uns fehlen. Ab morgen bin ich dann mit Emma und Lennart allein unterwegs. Mal sehen, wohin es uns noch verschlagen wird. Heute genieße ich noch die Ruhe, bevor es an weitere Törnplanungen geht.