14. Juli 2019
Südwestliches Kattegat

Ich kann mich noch erinnern, dass mein Vater, als ich ganz klein war, oft vom Kattegat erzählt hat. Damals ist er als Maschinist auf einem, für heutige Verhältnisse, kleinen Containerschiff unterwegs gewesen. Für mich war das Kattegat irgendwas wie der Atlantik. Riesig, gefährlich, unendlich. Nur Seefahrer kamen da hin. Vielleicht war ich auch schon mal da. Vor über vierzig Jahren mit der „Gerda Graebe“.

Heute bin ich mit Findus hier. Meiner kleinen, nicht mal acht Meter langen Segelyacht. Im Südwesten des Kattegat. Die Weite ist hier noch viel faszinierender wie auf der Ostsee. Die Wellen ziehen sich länger, kommen träge und schwerfällig auf einen zu. Wir haben Glück mit dem Wetter. Zwar ist es mal wieder bewölkt, doch halten Wind und Seegang inne und gewähren eine angenehme, wenn auch nicht gerade sommerlich warme Überfahrt.

Der Samsøbælt bescherrt uns unser erstes Verkehrstrennungsgebiet. Da draußen, wo alles so offen ist und die Orientierung sich leicht verliert, macht ’ne Seekarte das erste Mal richtig Sinn. Auch das Fernglas ist mein ständiger Begleiter.

Alles sieht gleich aus. In dem Fall grau. Und aus diesem Grau kommen wie Gespenster, schweigend und still, die großen Pötte aus allen Richtungen. Erst sieht man einen Schatten, dann erkennt man ein Schiff. Ein Kreuzfahrtschiff, einen Frachter, ein Containerschiff. Unheimlich schnell kommen sie dichter. Entfernungen abschätzen, Größe, Geschwindigkeit, dass ist hier einfach was ganz anderes. Dazu die offene See. Einfach schön.

Ständig nach Tonnen suchen. Rote, Grüne, Einfahrttonnen ins Fahrwasser. Gelbe Sondertonnen des Sperrgebiets, Kardinaltonnen. Währenddessen immer die Peilung mit den Großen im Auge behalten. Hin und wieder einen Segler treffen. Das ist schon was anderes wie auf der heimischen Förde zu juckeln.

Sjælland liegt jetzt Nordöstlich voraus. Der Wind nimmt zu. Endlich. So kommen wir mit der Strömung wieder auf bis zu über sieben Knoten. Östlich passieren wir Sejerø.

Jetzt liegt Sjælland Rev direkt voraus. Auf acht Kilometer ragt unter Wasser ein Riff empor und endet nur wenige Meter unter der Wasseroberfläche. Zahlreiche Wracks und Steine säumen für uns unsichtbar das Riff. Nur eine kleine, enge Durchfahrt gewährt Sicherheit. Das allerdings auch nur bei ruhigen Bedingungen, wie wir sie heute haben.

War der Tag auch grau, so zaubert doch der Abend wieder diese traumhaften Farben. Die Unendlichkeit der glatten See und die untergehende Sonne bilden die Grundlage für Geschichten und Träume, für Illusionen und Hoffnungen.

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