Stimmt die Windvorhersage für die kommenden Tage? Wird es wirklich so viel werden? Unmöglich sein für mich und mein Schiff? Oder lasse ich mich einschüchtern durch eine Aussage die sich täglich neu formiert?
Unsicherheit. Ja, eine gewisse Angst sogar breitet sich wie eine dunkle Wolke in mir aus und raubt mir jegliche Energie. Ich weiß nicht mehr, was richtig und falsch ist. Da ist dieser Zwiespalt. Das Schiff und mein ganz persönlicher Drang da draußen zu sein stehen im Konflikt mit meiner Mutterrolle. Aber Aufgeben? Zurück in den Heimathafen?
Nein. Ich muss es noch einmal probieren. Wenigsten ein paar Tage rausholen für mich und mein Schiff. Abbrechen kann ich dann immer noch.
Erneut durchqueren wir also die Kong Christians X’s Bro und befahren diesmal den Alssund Richtung Nord. Dreißig Meilen möchte ich schaffen. Mein absolutes Minimum. Der Wind kommt seit Tagen aus Norwest. So auch heute. Den Alsfjord müssen wir also kreuzen.
Der Wind nimmt stetig zu. Bei jeder grauen Wolke wird es mehr. Anfangs bin ich froh endlich mit mehr wie vier Knoten an der Kreuz voran zukommen. Selbst die 34 Fuß Bavaria Charteryacht hängen wir trotz gerefftem Großsegel locker ab. Gerefft habe ich von Anfang an, da ich mir sicher bin, dass auf dem kleinen Belt noch einiges an Wind auf uns zu kommen wird. Reffen ist nicht meine Stärke und sollte auf Findus idealer Weise vor dem Setzen des Großsegels erfolgen.
Wir erreichen den kleinen Belt. Jetzt pfeift der Wind ordentlich. Später erfahre ich, dass hier gute fünf Beaufort, in Böen sechs am Werk sind. Mein eigener Windmesser ist nach wie vor außer Gefecht. Es ist schön hier. Hier draußen spürt man das Wetter. Das Leben. Respekt. Ein unbeschreibliches Gefühl im Herzen.
Da kommt eine dunkle Wolke. Gleich wird es wieder mehr Wind werden. Es ist dieser Learning by doing Effekt und der Aha-Effekt der sich einstellt. Ein bisschen das Gefühl, es richtig zu machen. Es richtig eingeschätzt zu haben.
Wir erreichen unser Ziel nach siebeneinhalb Stunden. Es war irre schön, obwohl ich weiß, dass es nicht ganz ohne war. Ich bin glücklich hier sein zu können. Es geschafft zu haben.
Wir bleiben einen Tag. Ich muss mich sortieren. Ich weiß, ich kann nicht wie ich gern möchte. Mein Schiff, meine große Liebe, ist den Wetterbedingungen nicht immer gewachsen. Und auch mit den Kindern kann ich nicht immer so, wie das Schiff es wahrscheinlich noch schaffen würde. Ich habe Verantwortung und kann nicht allein auf mein Herz hören.
In Gedanken bin ich allerdings weit weg und hoffe auf den Tag, an dem meine Träume Wirklichkeit werden.
Kenn ich 👍😉